Erste Fraktion im Deutschen Bundestag fordert ein Cyberhilfswerk

Die Fraktion der freien Demokraten im Deutschen Bundestag hat auf Drucksache 19/24632 einen Antrag mit dem Titel: „Pandemie als digitalen Weckruf ernst nehmen – Umfangreiche
Digitalisierungsstrategie vorlegen“ veröffentlicht.

Dort heißt es neben wichtigen anderen Positionen zu einer defensiven Cybersicherheitsstrategie und zu der Forderung eines unabhängigen BSI unter anderem auch:

Damit auch nach einer Großschadenslage im Cyberraum die Versorgung der Bevölkerung sichergestellt werden kann, sind weiterhin die vorhandenen Bewältigungskapazitäten im BSI zu erweitern, indem ergänzende, ehrenamtliche Strukturen nach Vorbild des THW geschaffen werden.

Der vollständige Antrag ist hier zu finden:

Damit ist die Fraktion der Freien Demokraten die erste Fraktion, die unsere Forderung zur Gründung eines Cyberhilfswerks aufgenommen und zur Fraktionsposition gemacht hat. Dies freut uns sehr, denn wir sind davon überzeugt, dass ein Cyberhilfswerk ein notwendiger und wichtiger Schritt zur Erhöhung der Versorgungssicherheit der Bevölkerung ist.

Gerne beraten wir bei Interesse alle Fraktionen im Deutschen Bundestag, wie sie die Gründung eines Cyberhilfswerk bestmöglich auf die eigene politische Agenda setzen.

IT-Sicherheitsgesetz 2.0 – vierter Entwurf: Jetzt vom BMI nur noch 24h Zeit zur Kommentierung

Das BMI hat eine neue Version des IT-Sicherheitsgesetz 2.0 an die Verbände zirkuliert – diesmal von heute morgen (09.12.2020), exportiert um 10:15 Uhr. Laut mehreren Tweets soll die Frist für die Beteiligung nur noch bis morgen um 14:00 laufen – also etwas über 24h.

Vor dem Hintergrund der Montag veröffentlichten „Berlin Declaration“ des BMI, in der es heißt:

„a commitment to the vital role of public administration in digital transformation based on fundamental democratic values, ethical principles and active involvement of civil society by EU member states“

ist diese Frist ein Schlag ins Gesicht der Zivilgesellschaft. Deutlicher kann das BMI nicht mehr hervorheben, dass es nicht wirklich um eine Beteiligung der Zivilgesellschaft geht, sondern eigentlich nur ein Durchwinken vorgesehen wird. Gerade in der für die meisten Menschen stressigen Vorweihnachtszeit für die Bewertung der umfassenden Änderungen nur 24 Stunden Zeit zu lassen, zeigt allen denjenigen, die sich dienstlich oder ehrenamtlich für eine Verbesserung der IT-Sicherheit einsetzen, dass ihre Meinung, Bewertung und demokratische Teilhabe unerwünscht ist.

Die AG KRITIS stellt hierzu fest: Eine so kurze Frist ist der ministerielle Mittelfinger ins Gesicht der Zivilgesellschaft!

Auch bei der Veröffentlichung des dritten Entwurfs gab es zuerst nur 2,5 Werktage Zeit für die Bewertung – nach einem Aufschrei auf Twitter hat das BMI dann kommentarlos die Frist auf 5 Werktage geändert und später von einem redaktionellen Fehler gesprochen – ob eine kommentarlose Fristverlängerung jetzt auch passieren wird, bleibt abzuwarten.

Die kurze Frist legt nahe, das trotz durchgängig kritischer Stimmen durch alle Bundesverbände und Interessensvertretungen hinweg, das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 noch unbedingt am 16. Dezember durch das Kabinett beschlossen werden soll.

Wir konnten bestätigen, dass die in diesem Tweet verlinkte Version des IT-SiG2-RefE4 der heute morgen veröffentlichten entspricht:

Hier wird die dritte und die vierte Version des IT-Sig2.0 verglichen: https://draftable.com/compare/lupgBxkcRtAd  

Netzpolitik.org zum IT-SiG 2.0 und unserer Kommentierung

Nachdem wir unsere Stellungnahme zum #ITSIG20 veröffentlicht haben, hat Netzpolitik.org diese aufgegriffen und titelt treffend:

Innenministerium setzt zum voreiligen Endspurt an

Dabei werden nicht nur Meinungen der AG KRITIS aufgenommen, sondern auch von anderen Experten, wie Dennis-Kenji Kiper, berücksichtigt. Man kommt auch hier zum eindeutigen Ergebnis:

Fast zwei Jahre hat das Bundesinnenministerium am zweiten IT-Sicherheitsgesetz gearbeitet, nun soll es schnell gehen. Zu schnell, kritisieren IT-Sicherheitsexperten und Rechtswissenschaftler, denn es gibt noch viel Kritik. Expert:innen verlangen eine Notbremsung beim IT-Sicherheitsgesetz 2.0.

Den vollständigen Artikel findet Ihr hier:

 

Heise berichtet: IT-SIG-20 – Experten fordern „Notbremse“

 

Nachdem wir gestern unsere Stellungnahme zum #ITSIG20 veröffentlicht haben, hat Heise-Online diese aufgegriffen und wichtige Punkte noch einmal in einem längeren Beitrag dargestellt und nochmal unsere Kritik der Abkehr von evidenzbasiertem Vorgehen herausgestellt:

Darüber hinaus kritisieren die Experten, dass die im geltenden IT-Sicherheitsgesetz vorgesehene Evaluierung des Gesetzes unter Einbezug eines wissenschaftlichen Sachverständigen noch nicht passiert sei. Diese Überprüfung der Wirksamkeit der im ersten IT-Sicherheitsgesetz getroffenen Maßnahmen sei aber wichtig, „bevor eine Kompetenz- und Anforderungsausweitung mit dem neuen IT-SiG 2.0 vorgenommen wird“. Stattdessen werde „die Pflicht zur regelmäßigen Evaluierung mit diesem Entwurf vollständig entfernt“.

Den vollständigen Artikel findet Ihr hier: